Stadtkirche Bad Schmiedeberg
Unsere Kirche wurde im Jahr 1454 geweiht. Dies belegt der Schlussstein über dem südlichen Eingangsportal. Vor dem Jahr 1429 stand an dieser Stelle eine romanische Wehrkirche. Die ältesten Mauerteile unter dem jetzigen Kirchturm und das an diesen angelehnte runde Türmchen erinnern noch das damalige Gotteshaus, welches aber 1429 während der Hussitenkriege zerstört wurde.
Teilweise auf den Fundamenten und Mauerresten dieser Vorgängerkirche wurde anschließend eine wesentlich größere spätgotische dreischiffige Hallenkirche errichtet. Im Mittelalter war Schmiedeberg Sitz eines Erzpriesters und kirchlicher Mittelpunkt für sieben Gemeinden. Darunter befanden sich Reinharz, Globig und Pretzsch.
1519 trat der erste Pfarrer der Reformation, Nicasius Heinack, auf die Kanzel und teilte anschließend zum Abendmahl Brot und Wein aus. 1528 predigte Martin Luther während seiner Kirchen- und Schulvisitation in unserer Kirche. In einer alten Schrift heißt es dazu: „Luther traf 1528 an Ort und Stelle für Stadt und Gemeinde segensreiche Anordnungen“.
Ein Stich Matthias Merians aus dem 17. Jhd. zeigt die Kirche mit vier Türmen. Der große Westturm mit rd. 60 m Höhe ist erhalten geblieben. Die zwei Seitentürme im Nord- und Südosten sowie der Dachreiter wurden nach der Zerstörung 1637 nicht wieder aufgebaut. Im 30-jährigen Krieg brannten schwedische Truppen 1637 Stadt und Kirche nieder. 1640 stürzte das Gewölbe als Folge des Brandes ein.
Zum Kriegsende 1648 war die Kirche völlig zerstört. Aber bereits 1650 fand der erste Gottesdienst in der teilweise rekonstruierten Kirche statt. Der Besucher sah direkt in das mit Ziegeln zugehängte Dach, eine Decke war noch nicht vorhanden. In der Zeit von 1650 - 1681 wurde der Innenraum in Barockstil neu gestaltet. An die Stelle des Gewölbes trat eine mit biblischen Motiven bemalte und mit Stuckornamenten verzierte Flachdecke.
1667 wurde ein Orgelpositiv angeschafft, 1673 der Taufstein, 1676 die Kanzel und 1680 der Altar. Der Epitaph für den langjährigen Ortspfarrer Daniel Ziegra im südlichen Altarraum entstand 1725. 1731 kamen dann die Ratsherrenloge (mit den Wappen des Herzogtums Sachsen [Raute], Kursachsens [gekreuzte Schwerter] und der Stadt Schmiedeberg) sowie die Emporen dazu.
1806 wurde der Kirchturm durch dreimaligen Blitzschlag in Brand gesetzt. 1853 wurde eine Schleifladenorgel der Firma Geißler aus Eilenburg ein- und 1930 zur pneumatischen Orgel umgebaut. 1992-97 erfolgte eine umfassende Restaurierung mit einem Rückbau zur mechanischen Orgel durch die Firma Voigt, Bad Liebenwerda. Sie besitzt bei zwei Manualen und Pedal 27 Register mit rd. 1.700 Pfeifen.
Im Februar 1904 kam es mitten in den Vorbereitungen zur 450-Jahrfeier zu einem erneuten fürchterlichen Turmbrand. Dieser entstand in der Türmerwohnung. Nicht nur Turm und Glocken, sondern durch die Löscharbeiten wurden auch große Teile der barocken Ausmalung zerstört. Deshalb wurde 1904/05 die Kirche nach Plänen des kaiserlichen Hofarchitekten A. Oetken aus Berlin im Neoklassizismus neu gestaltet. Hinzu kamen als Stiftungen u.a. das Weihnachts- und das Osterfenster rechts und links des Altars.
Im Zusammenhang mit den damaligen Arbeiten wurden in der Südvorhalle Fresken freigelegt und restauriert. Sie stammen vermutlich aus den Jahren nach 1454. Sie zeichnen sich durch große Vollständigkeit aus, sind allerdings durch Feuchtigkeit und Temperaturspannungen in ihrem Bestand gefährdet. Derzeit sucht die Gemeinde nach Finanzquellen für die dringend notwendigen Sicherungsmaßnahmen.
Nach dem ersten Weltkrieg wurde zum Gedächtnis der Gefallenen im Untergeschoss des Turmes eine Kapelle im expressionistischen Stil eingerichtet. Ein aufgearbeitetes gotisches Kruzifix mahnt zum Gedenken, inzwischen auch der Opfer des 2. Weltkriegs. Heute dient die Kapelle als „Raum der Stille“ für die Besucher unserer Kirche bzw. für Andachten beim „Ökumenischen Kreuzweg der Jugend“ und der Friedensdekade.
Große finanzielle und materielle Schwierigkeiten setzten der klein gewordenen Kirchengemeinde nach 1945 zu. Trotzdem wurden 1955 die beiden im 2. Weltkrieg eingeschmolzenen Glocken von 1904 durch neue ersetzt, wurde 1972 das Dach neu gedeckt und 1986 die vier großen Fenster im Kirchenschiff in Blei gefasst. Damit war das Notwendigste getan, um das Bauwerk in seinem Bestand zu sichern.
Seit 1992 wird die Kirche nun umfassend saniert und restauriert. Über eine Million Euro mussten allein zur Rettung des Dachstuhls und zur Beseitigung der Holzschäden aufgebracht werden. Weiterhin wurde das Mauerwerk gesichert. In Absprache mit dem Denkmalschutz wurde die geschlossene neoklassizistische Farbfassung von 1905 wieder hergestellt und 2006 der Altar restauriert.
Die ev. Kirchengemeinde mit ihren 900 Gemeindegliedern feiert gern gemeinsam mit den Gästen der Stadt in dieser Kirche regelmäßig Gottesdienste, erfreut sich an Orgelvespern und Konzerten, nutzt sie für Ausstellungen und als Ort der Besinnung und Ruhe.
In einer alten Schrift heißt es: „Zahlreiche Geschlechter haben geschafft und geopfert, um dieses ehrwürdige Heiligtum zu errichten und zu erhalten. Mögen weiterhin Kräfte innerer Erneuerung von dieser Stätte ausgehen." Wenn Sie sich daran beteiligen wollen, nutzen Sie den Opferstock am Ausgang oder spenden Sie über diese Bankverbindung: Ev. Kirchengemeinde Bad Schmiedeberg Kreissparkasse Wittenberg (BLZ 80550101)
Konto 50164
Stand Sommer 2013